Ein Jahr auf La Clape

Ein Frühlingsabend

b2_ein_jahr_auf_la_clape_01.jpgDie Temperatur zeigt sich noch wechselhaft und während der Morgen noch kühl und frisch ist, kann es im Tagesverlauf schon sehr warm werden. Der Wind aus Osten bringt Feuchtigkeit und Kühle, die immergrünen Pflanzen der Garrigue wie Rosmarin, Steineichen, Zypressen, Aleppopinien, Wacholder, Buchs und Erdbeerbaum hellen ihr dunkles Grün mit neuen Trieben auf. Erste, zartgrüne Knospen schwellen an den Reben, hier und dort wächst ein Büschel Raygrass . Der wilde Salbei beginnt in seinem leichten Lila zu blühen, die leuchtend gelben Flecken des Ginsters geben einen starken Kontrast dazu. Viele Vögel, so die Finken, Schwalben, Lerchen zwitschern, die Nachtigall singt ihr langes Lied mit trillernden und schnalzenden Refrains. Ein Habicht kreist am Himmel, in der Ferne gackert ein Rebhahn und in einem Tümpel quakt ein Frosch. Bisweilen hört man das Rollen der Brandung des nahen Mittelmeers. Im grauroten Boden der Reben zeichnen bisweilen helle Streifen die Spur des Pflügens. Im Keller werden die Weine umgezogen, dutzende Kleinholzfässer (Barriques) stehen nach dem Waschen zum Trocknen im Freien. Die Nacht fällt früh über die zu neuem Leben erwachende Landschaft.

Eine Sommernacht

Erst tief in der Nacht ist es ganz dunkel. Jetzt stehen zahllose Sterne über dem Weingut und die Milchstraße zieht ihr Band über den Himmel. Im Süden leuchtet der Wiederschein des Hafens von Gruissan. Fledermäuse machen Sturzflüge ins Bassin, um im Fluge den Durst zu löschen. Die letzten Zikaden zirpen, bevor sie von den Grillen abgelöst werden. Von den Steinen und an geschützten Stellen spürt man noch das Abstrahlen der Glut des Tages. Es weht eine laue Brise. Man möchte die Nacht im Freien verbringen.

Ein Herbstmorgen

Der Geruch von Frucht und Wein liegt in der Luft. In der Garrigues riecht der Wacholder, die Vegetation verfärbt sich von Grün zum Rot. Die Blätter der Reben hellen auf, nachdem die Trauben gelesen sind, verfärben sich die Blätter zu einem dunklen Rot. Am Mittag und abends ist es mild, nachts wird es angenehm frisch. Die Wildschweine nähern sich beim Einbruch der Dunkelheit auf ihrer Suche nach Wasser und Nahrung den Wohngebäuden. Wenn sie eine Lache finden, hört man sie sich wälzen und lustvoll grunzen. Werden sie von unserem viebeinigen Freund mit aufgeregtem Gebell gestört, galoppieren sie mit schnellen und schweren Traben davon.

Emsiges Treiben herrscht auf dem Weingut, die Stimmung ist in Vorfreude auf die Lese. Geplauder erschallt in den Reben, alle Sprachen des Mittelmeerraums, Spanisch, Arabisch, Türkisch, Französisch, dazwischen vernimmt man ein paar Worte in Schwizerdütsch, dann und wann erstönt das Wort ‘caisse’. Jemand benötigt ein Ersatz für seine volle Erntekiste. Das Motorengeräusch einesTraktor ertönt plötzlich, der den Anhänger mit den geernteten Trauben in den Reben weiterzieht, um auf gleicher Höhe wie die vorankommenden Ernteleuten zu sein. Samstagmorgen hört man Trompeten und aufgeregtes Gekläff. In der Nähe findet eine Treibjagd statt, um die Wildschweine sie von den mit Trauben befrachteten Reben fernzuhalten.

Wintermittag

Die Sonne steht tief, das Licht ist schwächer als üblich, die Farben erscheinen fahl, die Kontraste sind verwischt, die Landschaft scheint in Aquarell gemalt zu sein. Die Reben zeigen sich in zartem Rosa und Hellgrau. Die visuelle Kargheit hat ihre ganz eigene Schönheit. Wenig Geräusche sind zu vernehmen, vereinzelt singt eine Lerche oder ein Rebhahn ruft sein Weibchen zu sich. Die Garrigues riecht nach den betörenden Blüten des Thymians und dem harzigen Geruchs des ebenfalls blühenden Rosmarins. Die Mandelbäume blühen in einem leuchtenden Rosa, bisweilen sieht man eine Wolke von gelben Blüten der Zypressen. Gelb leuchteten die ebenfalls im Winter blühenden Mimosen.

In den Reben bewegen sich langsam vereinzelte Gestalten. Das Schneiden der Reben ist eine ruhige Arbeit und sie verträgt keine Hast. Im Keller wird in den Gebinden die Hefe aufgerührt, die Fässer werden aufgefüllt. Der Jahrgang des Vorjahrs wird sorgfältig assembliert. Gegen Winterende wird dieser Wein abgefüllt, die Flaschen werden etikettiert und für das Verschiffen verpackt.

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